WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 2/2022

Transformation 7 CALL FOR SPEAKERS Wir suchen Interviewpartner*innen aus der Thüringer Umweltwirtschaft. Weitere Infos und Kontakt unter www.thega.de/greencouch Ihre Meinung ist gefragt! www.e-fi.de auch seine bestehenden Stärken in anderen Schlüsseltechnologiebereichen, wie beispielsweise den Produktionstechnologien sowie den Bio- und Lebenswissenschaften. „Die Ausstrahlwirkung der digitalen Technologien in die anderen Schlüsseltechnologien ist enorm. Hier Schwächen zu haben bedeutet, unsere Stärken zu riskieren“, warnt Carolin Häussler. In starkem Kontrast zur Schwäche Deutschlands und Europas bei digitalen Technologien steht die ausgewiesene Stärke Chinas. Besonders beeindruckend ist die Dynamik, mit der sich China in den letzten 20 Jahren – quasi aus dem Nichts heraus – eine Spitzenposition in der Forschung, Anwendung und beim Handel mit fast allen Schlüsseltechnologien erarbeitet hat. Für Deutschland ist China heute der wichtigste Lieferant von digitalen Technologien sowie Produktions- und Materialtechnologien. Die Abhängigkeit von chinesischen Importen macht der Expertenkommission Sorge. „Internationale Arbeitsteilung und Außenhandel sind ja grundsätzlich vorteilhaft und nicht jede Volkswirtschaft muss alles selbst herstellen. Doch können Schieflagen auftreten. In Anbetracht des wachsenden systemischen Konkurrenzverhältnisses zwischen der westlichen Welt und China etwa wächst das Risiko, dass wir künftig auf wichtige Technologien nicht mehr verlässlich zugreifen können”, gibt Carolin Häussler zu bedenken. Daher sieht die EFI „dringenden Handlungsbedarf: Die Themen Schlüsseltechnologien und technologische Souveränität gehören oben auf die politische Agenda!“ Voraussetzungen für die strategische Förderung von Schlüsseltechnologien schaffen Da die strategische Förderung von Schlüsseltechnologien in Deutschland– anders als in China und den USA – erst am Anfang steht, empfiehlt die EFI ein regelmäßiges und systematisches Erfassen von etablierten und potenziellen Schlüsseltechnologien. Ein unabhängiges Beratungsgremium sollte auf Grundlage dieses Monitorings ein kontinuierlich aktualisiertes TechnologiePortfolio erstellen und die Bundesregierung zum Umgang mit diesen Schlüsseltechnologien beraten. Förderung europäisch denken und insbesondere auch Anwendungen fördern Die Bundesregierung sollte bei ihrer Förderung von Schlüsseltechnologien starke Akzente bei der Grundlagen- und angewandten Forschung sowie beim Aufbau entsprechender Kompetenzen durch das Bildungssystem setzen. Neben diesen Maßnahmen im vormarktlichen Bereich sind direkte staatliche Eingriffe in den Markt kein Tabu mehr. „Das Welthandelssystem hat sich in den letzten Jahren verändert, das Ideal gleicher Wettbewerbsbedingungen ist unter Druck geraten und kritische Abhängigkeiten, mit allen Konsequenzen für die technologische Souveränität, werden zur realen Gefahr. Daher sind zur Förderung potenzieller Schlüsseltechnologien industriepolitische Maßnahmen durchaus angebracht“, so Kommissionschef Uwe Cantner, „sofern sie einen anstoßenden, katalytischen Charakter haben, das heißt nach einiger Zeit auch wieder zurückgenommen werden“. Dabei müsse die Förderung unbedingt europäisch organisiert werden, denn „eine starke Position an der weltweiten Spitze ist für Deutschland nur im Verbund mit den übrigen EU-Ländern möglich“, wie Cantner betonte. Engagement in Standardi- sierungskomitees stärken Ein wichtiger Aspekt bei der Kommerzialisierung von Schlüsseltechnologien ist die Normung und Standardisierung. Da das deutsche Engagement in den dafür zuständigen internationalen Organisationen gering ist, sollten dringend Anreize für die Unternehmen gesetzt und Kosten bezuschusst werden. „Es ist wichtig, dass deutsche und europäische Interessen beim Aushandeln zukünftiger Normen und Standards vertreten sind“, betont Carolin Häussler, denn „ansonsten werden die Weichen von anderen Regionen in der Welt gestellt.“ (em/tl)

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