WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 2/2022

Transformation 6 Foto: EFI Deutschland und die EU drohen bei digitaler Technologie den Anschluss zu verlieren. Zu diesem Schluss kommen die Mitglieder der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten. Dagegen konstatieren die Wissenschaftler einen rasanten Aufstieg Chinas und fordern, Voraussetzungen für die strategische Förderung von Schlüsseltechnologien zu schaffen. Dazu seien industriepolitische Maßnahmen angebracht. Schlüssel zu ökonomischer Stärke Expertenrat sieht dringenden Handlungsbedarf Schlüsseltechnologien in Deutschland und der EU Das neue Jahresgutachten nimmt die Stärken und Schwächen Deutschlands bei Schlüsseltechnologien in den Blick und mahnt dringenden politischen Handlungsbedarf an. „Schlüsseltechnologien“, so Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission, „nehmen eine Schlüsselrolle bei der technologischen und ökonomischen Entwicklung eines Landes ein, da sie zur Entstehung neuer dynamischer Märkte beitragen und essenziell für die innovative Weiterentwicklung und Anwendung vieler anderer Technologien sind.“ Ein klassisches Beispiel sind Steuerungschips, die für moderne, digitale Produktionsverfahren und Smart-Home-Anwendungen ebenso unersetzlich sind wie für die Bereitstellung und Weiterentwicklung neuer Energie- und Mobilitätskonzepte. Neben diesen etablierten Schlüsseltechnologien existieren aber auch junge Technologien wie die künstliche Intelligenz (KI), deren wirtschaftliches Potenzial sich erst in Zukunft entfalten wird. „Der Markt für künstliche Intelligenz ist aktuell noch vergleichsweise klein. Prognosen gehen aber davon aus, dass der KI-Markt bereits im Jahr 2024 die 500-Milliarden-US-Dollar-Marke überschreiten wird. Da steckt eine Menge Dynamik drin”, so Uwe Cantner. „Es stellt sich darum nicht nur die drängende Frage, wie Deutschland hinsichtlich aktueller Schlüsseltechnologien aufgestellt ist, sondern auch, welche Technologien das Potenzial haben, die Schlüsseltechnologien von morgen zu werden.” Deutschland schwach bei digitalen Technologien Die Expertenkommission hat daher 13 Einzeltechnologien untersucht, die sich vier übergeordneten Bereichen von Schlüsseltechnologien zuordnen lassen: Produktion, Material, Bio- und Lebenswissenschaften sowie digitale Technologien. Anhand der Auswertung von wissenschaftlichen Publikationen, Patentanmeldungen, Handelsstatistiken und der internationalen Standardsetzung ergibt sich folgendes Bild: „Deutschland hat durchaus Stärken in den Produktionstechnologien sowie den Bio- und Lebenswissenschaften“, erklärte Prof. Dr. Carolin Häussler von der Universität Passau und Mitglied der Expertenkommission bei der Vorstellung des Gutachtens vor Journalisten. Als „ernsthaft kritisch“ bewertet die EFI laut Carolin Häussler allerdings, dass „Deutschland im Bereich der digitalen Technologien deutliche Schwächen zeigt, wie auch die gesamte EU“. Damit riskiere Deutschland mit seinen europäischen Partnern nicht nur den Anschluss an einen ökonomisch immer bedeutsamer werdenden Technologie- bereich zu verlieren, sondern gefährde Prof. Uwe Cantner Prof. Carolin Häussler

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